Das Kloster Vinnenberg findet man im östlichen Münsterland in der Nähe von Warendorf im Ortsteil Milte. Hier bildete sich einst eine kleine Flußinsel.
"Kommt lasset uns anbeten" liest der Besucher beim Überschreiten der Gräfte der alten Burganlage der ehemaliger Ritter von Vinnenberg. Geschrieben auf einer Baumberger Sandsteinplatte am rechten Pfeiler des schmiedeeisernen Tores.
Beim Betreten des vorderen Gartens der jetzigen Klosteranlage schaut der Besucher auf drei Elemente des eher klein wirkenden Klosters. Die Klosterkirche linkgs geziert von einem kleinen Dachreichter, der auf die Bauweise der in Jahrhunderten gegründeten Zisterzienser hinweise; die notwendige Reform der von Benediktinern, die sich vom Ursprung der Regel des Hl. Benedikt inzwischen weit entfernt hatten, durch Bernhard von Clairvauxim 13. Jhrdt., bezog sich nicht nur auf die Spiritualität sondern auch auf die Bauweise von Kloster und Kirche.
Schlicht, von allem Prunk befreit, wurden Türme durch Dachreiter ersetzt und das Innere der Kirche wurde geradezu puristisch reduziert. Stattdessen floss das Licht der Morgensonne durch nur mit Blattwerk ausgestattete Fenster des nach Osten gerichteten Chorraumes. Wer sich in der Morgenfrühe zum Gebet traf, wurde gleichsamdurchströmt von den Strahlen der aufgehenden Sonne und ergriffen vom Inhalt dieser Symbolik: der Auferstandene Christus erhebt sich aus der Dunkelheit des Grabes ebenso wie die Sonne die Dunkelheit der Nacht vertreibt.
Warum die Zisterzienserinnen die Ritter Bernhard und Johannes als Bewohner der Ritterburg ablösten und sich die Burg um das Jahr 1252 zu einem Kloster wandelte, ist eine alte Legende, die sich genau auf jenem Flecken Erde, auf dem die Besucher stehen, wenn sie den Burggraben und das schmiedeeiserne Tor durchschritten haben, ereignete. Kaum jemand spürt, der nicht spürt, dass er geradezu auf geheimnisvolle Weise seine Alltagswelt hinters sich lassen kann. Er wird umfangen von einer fast seltsamanmutenden Stille, die ihn schlagartig in einer beruhigenden geistlichen Atmosphäre ankommenlässt. "Wenn ich das Tor hinter mir gelassen habe, dann erfüllt sich etwas, nach dem ich mich schon sehr lange gesehnt habe" sagen viele heutige Besucher und Gäste des Klosters Vinnenberg.
Vom Gründungsjahr des Klosters 1252 bis in die zwanziger Jahre des 3. Jahrtausend unserer Zeitrechnung sind es fast 800 Jahre klösterliches Leben, welches lediglich aufgrund von historischen Wirrennur wenige Jahre durchbrochen worden ist. Die erste Ordengsgemeinschaft, die die Burg besiedelte und zum Kloster werden ließ waren Ordensfrauen, die als Zisterzienserinnen nach der Regel des H. Bernard von Clarvaux bis 1456 dem sog. Mons Marical lebten und das Kloster zur größten Blüte brachten.
Der dabei entstehende allzugroße Reichtum war gleichzeitig Ursache für den geistlichen Verfall der Schwestern. 1456 übernahmen Benediktinerinnen das Kloster Vinnenberg und erfüllten segensreich die Mauern mit der Spiritualität des H. Benedikt gemäß seines Grundsatzes aus der Regel. Brandschätzung und Raub zerstörten immer und immer wieder die redliche Aufbauarbeit der Schwestern. Aber die Benediktinerinnen, stets wieder aufgerichtet durch authentische Gottverbundenheit, verließ die Zuversicht bis 1803 das Kloster als Folge der Säkularisation geschlossen, wie man damals zu sagen pflegte, aufgehoben wurde nicht.
Es bleibt noch die bedeutsame Frage, was aus dem schweren Eichenklotz geworden ist, über den nach der Gründungslegende der rote Sündenfaden gespannt worden ist. Die Ritter von Vinnenberg ließen vier Holzskulpturen daraus schnitzen, von denen nur eine erhaltenblieb, die Gottesmutter vom Himmelreich, eine kleine Maria Königin mit dem Jesuskind auf ihrem Schoß. Sie wurde zur Wallfahrtsmadonna die den Heiligen Ort zum ältesten Marienwallfahrtsort des Bistums Münster werden ließ.
Das in die wunderschöne Parklandschaft des Münsterlandes eingebette Kloster konnte auch durch den Geist der Säkularisation nicht vernichtet werden. Nach 27 Jahren eröffneten und besiedelten die im 16. Jahrhundert von der Belgierin Mechthilde de Baar gegründeten Benediktinerinnen vom Hl. Sakrament das Kloster. Es gelang ihnen, auch die traditionelle Wallfahrt zur Gottesmutter von Himmelreich zu neuem Leben zu erwecken. Vor allem die Menschen aus der Umgebung verehren das Gnadenbild und pilgern in großer Anzahl zu "ihrer" Muttergottes von Vinnenberg, die auch heute in einer eher gottfernen Zeit noch eingebettet ist in die Volksfrömmigkeit des Münsterlandes, auch wenn der unmittelbare Glaube an das Wirken Mariens in der Welt rasant abnimmt. Zuvor aber hat ein anderes Kapitel deutscher Geschichte das Kloster Vinnenberg erschüttert. Die Familien Schwegmann und Horstmann, alle drei Freunde des Naziregimes von Adolf Hitler, denunzierten den Pfarrrektor der Klosterkirche und trugen zur Vertreibung der Benediktinerinnen durch die Schwergen der SS und SA bei. Der große Kardinal von Galen veranlasste, dass die Wallfahrtsmadonna zu ihm nach Münster kam und Platz fand auf dem Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer. Wenn er vor dem Angesicht der Gottesmutter vom Himmelreich in Form einer Gipsreplik schon im Kreise seiner Familie auf Burg Dinklage für seine schwer erkrankten Brüder gebetet hatte, so schrieb er nun vor dem Original des Gnadenbildes seine berühmten und weitverbreiteten Predigten.
In den letzten Kriegsmonaten wurden weite Teile der Bischofsstadt Münster durch Bomben zerstört. Auch der Bischofspalast ging in Flammen auf. Der Bischof konnte noch gerade fliehen, aber die Madonna auf seinem Schreibtisch wurde Raub der Flammen. Nach Kriegsende und nach seiner Erhebung zum Kardinal von Münster von allen Seiten umjubelt heimgekehrt, veranlasste er selbst noch, dass die Vinnenberger Madonne von dem Heimatschnitzer... und nach Plänen des .... rekonstruiert werden konnte und wieder ihren Platz in der Kloster- und Wallfahrtskirche gefunden hat.
Bis zum Jahr 2005 wirkten nach kraftvollem Wiederaufbau des Klosterlebens die Benediktinerinnen vom Hl. Sakrament sehr segensreich im Dienst für Gott und im Dienst an den Menschen. Nun sollten nicht äußere Einflüsse und Kräfte des Klosterleben beenden, sondern der Verlust der Innerlichkeit der Ordensspiritualität führte zu innerem Verfall klösterlicher Gesinnung. Die Verändung der Welt durch einen rapiden Verlust des Glaubens und der Volksfrömmigkeit verursacht vornehmlich in Europa die Schließung zahlreicher Klöster, Orden und Kirche.
Nach vierjähriger Planung und einjährigem Umbau wurden die Gebäude auf Initiative des „Vereins zur Förderung des Klosters Vinnenberg e.V.“ zu einem besonderen geistlichen Ort umgebaut, um die Kontinuität des kontemplativen Lebens und der religiösen Kultur zu wahren, pastoralpsychologische Schulung und eine Erneuerung christlicher Wertorientierung zu ermöglichen.
Seit 2010 ist Kloster Vinnenberg mit 37 Gästezimmern wieder geöffnet – als Ort geistlicher Begegnung. Die Räume, eingebettet in die idyllische, ruhige Umgebung von Klostergärten und Parklandschaft, laden ein zu Klausurtagungen für Wirtschaft, Verwaltung und Kirche.
Auch das Kardinal-von-Galen-Haus neben dem eigentlichen Klostergebäude ist ein heimeliges Gästehaus, das in schlichter Schönheit bestens geeignet ist, zur Ruhe zu kommen – sei es als Einzelgast oder in einer Gruppe.